Sonntag, 4. Juni 2017

Regenzeit und Candle-Light Dinner



In Bezug auf die Regenzeit hatte ich vor 2 Monaten noch ziemlich gemischte Gefühle. 

Wenn man sich informiert wann denn die Regenzeit in Tansania so sein soll, heißt es meist/überall: in den Monaten März/April… eher sogar Ende März und selten vielleicht mal noch die erste Mai-Woche. Auch einige Nationalparks oder Unterkünfte haben im März und April oft auf Grund der Regenzeit geschlossen. 

Da ich mich Mitte März auf meine große Reise gemacht habe (der Eintrag dazu kommt noch, an dem bastle ich gerade noch etwas) und Mitte April zurück nach Tanga kommen sollte waren meine Gedanken zum Thema Regenzeit wie folgt:

1.      Zum Glück bin ich nicht da. Das ist bestimmt keine allzu tolle Zeit, wenn überall große Pfützen sind und die Autos schwer durchkommen…
2.      Hoffentlich regnet es nicht zu stark wenn meine Eltern hier in Tanga sind, ich wollte ihnen ja die Stadt zeigen und wir wären viel draußen unterwegs…
3.      Allerdings möchte ich doch gerne wenigstens ein paar Tage der Regenzeit erleben, es gehört ja doch irgendwie dazu und so schlimm kann es schon nicht werden. 

Das waren meine Gedanken vor der Regenzeit.

Zuallererst sei gesagt, dass während meine Eltern hier waren es vielleicht insgesamt einen ¾ Tag geregnet hat. Es waren mehr kleinere Regengüsse, die dann aber auch immer wieder aufgehört haben.
Doch kaum waren meine Eltern weg, ging es eine Woche später so richtig los und das ganze Drama nahm seinen Lauf.

Zum einen kam die Regenzeit somit ziemlich spät (Ende April erst), dann dauerte sie relativ lang (insgesamt vielleicht 6 Wochen; am 16.5 zur Zwischenbilanz dachte ich schon ich hätte es überstanden, haha...) und dann war sie auch viel heftiger als in den letzten Jahren und als von den Einheimischen gedacht. 

Ich muss sagen, am Anfang fand ich es ganz schön, so ein bisschen Rege zu haben. Es war eine angenehme Abkühlung, die Luft war klar und ich konnte nach Ewigkeiten mal wieder einen gemütlichen Tag im Bett verbringen, mich tatsächlich zudecken, ein Buch lesen und den Regen von Innen genießen. Gefühlt also ein schöner „Herbst-ähnlicher“-Tag. Es waren natürlich immer noch um die 25 Grad und da sich manchmal für 1-2 Stunden die Sonne blicken lassen hat, war es an manchen Tagen doch ziemlich unangenehm schwül, jedoch auch nur bis zum nächsten Regenschaue, der nicht lange auf sich warten ließ. 


Doch nach 3 Tagen hatte ich bereits genug von diesem Regen! 

Es regnete meistens die ganze Nacht durch und da wir keine Fensterscheiben haben, war es dadurch ziemlich laut und ich bin so einige Male deswegen aufgewacht. 

Tagsüber bin ich dann super elegant in langem Rock und Flipflops über Pfützen gesprungen oder habe mir versucht einen trockenen Weg durchs Gebüsch zu schlagen.

Ich hoffe ihr könnt ihn erkennen, aber wegen dieses kleinen Sees konnte ich 2 Tage nicht auf Arbeit, weil kein Minibus oder Motorad oder sons wer dort langgefahren ist.


Man konnte nichts wirklich machen, wie mal über den Markt gehen, oder sich an die Strandpromenade setzten.

Dann kam dazu, dass wir vor allem in dieser Zeit ziemlich oft kein Wasser aus der Leitung hatten (4 Tage war bis jetzt das längste), oder es super dreckig war, da der Regen den Sand vom Boden mit sich ins Wasserwerk nahm, der dann in die Leitungen kam. Das einzig Gute daran war dann, dass es regnete und wir daher viel Regenwasser hatten

 
So rötlich war dann leider unser Leitungswasser und im Hintergrund die 11 Flaschen Notfallwasser - man lernt aus Fehlern und Notsituationen!
Auch wurde des Öfteren der Strom abgestellt. Manchmal nur für ein paar Stunden, einen halben Tag und einmal leider für 24 Stunden, weil es aufgrund des ganzen Regens, der Feuchtigkeit und dann wahrscheinlich einer nicht gut isolierten Leitung zu einem Hausbrand kam, die Stadt beschlossen hat es sei nicht sicher genug und deshalb immer, wenn es zu stark wurde und vor allem abends den Strom der kompletten Stadt abgeschaltet hat. Was wiederum zu häufigen super romantischen Candle-Light Dinnern führte oder die ganze Nachbarschaft in Jubel verfallen ließ, sobald der Strom wieder da war. (ein Gefühl, wie wenn in Deutschland während der EM oder WM ein deutsches Tor fällt.)

Im Health Center waren alle nur jeden Tag aufs Neue froh, dass kein Patient an wichtigen Maschinen angeschlossen war. Es gab dennoch einige Male Chaos, da kein Computer, kein Licht, keine Klimaanlage für die Medikamente ging und kein Strom für Ultraschall und Röntgen da war. Es gibt einen kleinen Generator, der das Labor und die allerwichtigsten Maschinen für den Notfall betreiben könnte. Zum Glück ist nichts passiert!

Wenn man gerade nichts zu tun hat und dann draußen die frische Luft und die Regenmassen genießt und bestaunt.

Jeden Morgen stellte ich also meine beiden Wassereimer aus meinem Zimmer raus, hüpfte dann möglichst elegant und ohne in die Pfützen zu fallen zum nächsten Minibus, rannte dann von der Haltestelle des einen zur Haltestelle des anderen Minibusses, da ich zwei verschiedene Linien zur Arbeit nehmen muss, sprintete dann gefühlt ins Health Center und hoffte dass es um 13:00 kurz aufhören würde zu regnet, damit ich in Ruhe wieder nach Hause konnte… leider war das nur selten der Fall und so ging es wieder rennend und hüpfend nach Hause, wo ich mein sauberes Regenwasser wieder reinholte zum duschen oder Wäsche waschen. 

Leider war auch Klamottenwaschen eine sehr langwierige Angelegenheit, da einfach nichts richtig trocken wurde. Entweder hingen meine Sachen einige Tage draußen (waren danach sie auch mehr als sauber) oder rund um mein Bett auf der Wäscheleine… 

Leider führte das wiederum zu einem sehr unschönen Schimmelproblem, welches ich mittlerweile aber (hoffentlich) wieder im Griff habe. (Nachdem mein Zimmer 3 Tage lag nach Essig gestunken hat, weil alle Kleidungsstücke etappenweise darin eingelegt wurden.)

Und weil mir die Regenzeit in Tanga nicht schon gereicht hat, habe ich Mitte Mai eine ganze Woche bei Marie in den Bergen verbracht, hauptsächlich aber, weil wir zusammen im Jugendzentrum etwas aufräumen und mit den Kindern basteln wollten. 

Also bin ich am 22.5 zu ihr gefahren und ich war noch nie so froh, heil und ohne Unfall bei ihr angekommen zu sein. Durch das wochenlange tägliche regnen, war die (nicht asphaltierte!!!) „Straße“ hoch zu ihr mehr als nur durchweicht. Eine Woche zuvor gab es dort auch einen Unfall, weshalb der Weg gesperrt war und ich erst ein paar Tage später zu ihr bin. Die Schlammmassen waren unglaublich und ich hätte gerne Bilder gemacht, war aber leider damit beschäftigt, mich auf dem Motorrad zu halten.
Auch der tägliche Weg zum Jugendzentrum war mehr eine Schlitterpartie und ich habe ich zum Glück nur 2 Mal fast hingelegt. Dennoch konnten wir am Ende der Woche noch ein paar regenfreie Tage genießen und nun ja, man lernt Dinge erst so richtig zu schätzen, wenn sie mit einem Mal nicht mehr da sind, und umso schöner war es dann, die Sonne wieder zu sehen, zu spüren und nicht mehr bei jedem Schritt wegzurutschen. 

Die tägliche Schlitterpartie

Unsere Aufräumaktion - Das Chaos vorher

Wir und die Ordnung hinterher
Wenn aus den Chipsdosen ein super "Dosen-werfen" wird - da hat sich das Essen ja doppelt gelont.

Meine Meinung zum Thema Regenzeit hat sich also ziemlich geändert und ich bin einfach nur noch froh, dass es vorbei ist. Ich habe asphaltierte Straßen noch nie so sehr wertgeschätzt, vermisst und zu würdigen gewusst wie in dieser Zeit. 
 
Ich habe versucht so viel wie möglich so genau wie möglich wiederzugeben und hoffe ihr könnt euch ein kleines Bild davonmachen. Dennoch muss man das alles erleben um zu wissen wie es ist. Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen, wie es sein wird und es hat mich unglaublich überrascht. Trotzdem bin ich auch dankbar für diese Erfahrung und all das, was man dadurch lernt oder jetzt wertzuschätzen weiß. (Wobei ich das auch schon nach dem 3 Tag wusste und genug gelernt hatte – 6 Wochen wären da wirklich nicht nötig gewesen!)

Ganz liebe Grüße aus dem mittlerweile wieder trockenen aber kälter werdenden Tanga
Theresia

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