Donnerstag, 16. Februar 2017

Halbzeit- Was ich bisher gelernt habe



Ich habe beschlossen, die Zwischenbilanz zum 6. Monat dieses Mal etwas anders zu gestalten. 

Heute ist an sich kein besonders besonderer Tag, es ist nichts super cooles Ungewöhnliches passiert, dennoch ist es (ab) heute anders. Genau 6 Monate bin ich jetzt hier und auf der einen Seite kommt es mir noch gar nicht so lange vor und doch ist schon so viel passiert und ich habe sehr viel gelernt, sowohl über Afrika, das Land die Leute und das Leben hier, aber vor allem auch super viel über mich selbst und wie dieses halbe Jahr mich bisher schon verändert hat. 

Letztens saß ich mal wieder mit meinem Gastvater draußen, als es mich fragte: wenn dich jetzt jemand fragen würde, was du bisher in deiner Zeit hier in Tansania gelernt hätte, was würdest du antworten…

Darüber hatte ich mir tatsächlich selbst auch schon Gedanken gemacht und es ist nicht einfach, dass alles in Worte zu fassen geschweige denn ansatzweise gerecht zu beschreiben, was ich meine. Trotzdem möchte ich es versuchten und bin gespannt, wie ich in 6/7 Monaten darüber denke, ob sich manche Sachen geändert haben, ich meine Meinung zu bestimmten Punkten ändere und was noch dazu kommt. 

Also, WAS ICH BISHER GELERNT HABE:


  • Wie schön es zu Hause ist


Ich verstehe mich wirklich sehr gut mit meiner Gastfamilie und wir reden oft über alles Mögliche, lachen zusammen oder ich spiele mit meinen Gastgeschwistern, dennoch vermisse ich auch meinen Alltag in Flörsheim, Familie und Freunde, Training und Gruppenstunden und einfach dort zu sein. Damit verbunden ist aber auch einfach nur die WERTSCHÄTZUNG für all diese Menschen und Dinge, die ich nie wieder als Selbstverständlich erachten werde. Neben all den materiellen Dingen, wie fließend Wasser und ständigen Strom habe ich aber auch gelernt all die Möglichkeiten die wir haben wertzuschätzen und dankbar dafür zu sein. Sowohl Freizeitbeschäftigungen, Ferienwünsche und auch das Reisen. Ich hatte es schon im Urlaubsbericht erwähnt, dass es für uns schon länger klar war, dass wir über Neujahr nach Sansibar wollen, während meine Gastgeschwister noch nie dort waren und an sich nicht weit weg wohnen. Uns wird so oft gesagt: „dir stehen alle Türen offen“ oder „wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue“, wir dürfen so viel ausprobieren und wenn es uns nicht gefällt etwas Neues anfangen. Diese Freiheit an Möglichkeiten, wie wir sie kennen und oft für selbstverständlich halten, habe ich hier noch nicht so erlebt oder sie kommt nur einem ganz kleinen Teil der Bevölkerung zuteil.
Ich glaube gerade dieser Punkt, zu Hause/Freunde/Familie, Selbstverwirklichung und die ganzen Möglichkeiten die wir haben, hat mich bisher schon am meisten geprägt und verändert.  

  •   Kreativ sein

Man lernt sehr schnell zu improvisieren und kreativ zu sein. Es gibt keinen Duschvorhang- einfach ein Tuch und 2 Gummis nehmen und mit Panzertape oder Hacken an der Wand befestigen. Oder mal etwas Neues mit den Gastkindern spielen- alte Wasserflaschen füllen, einen Ball holen und schon hat man eine tolle Bowling-Bahn. Oder in der „Kantine“ im Krankenhaus ist der Zucker für den Tee in einer alten Ibuprofen-Plastikdose, weil sie leer ist und eh nicht mehr als solche genutzt wird… also wurde die Dose einfach umfunktioniert und ich find es jedes Mal wieder lustig, wenn sie vor mir steht.

  • Achtsamkeit

Ich habe wirklich gelernt immer mehr auf die Dinge im Alltag zu achten. Brauche ich wirklich noch eine Tüte? Ich werde aber auch nie verstehen, warum jeder hier seinen Müll auf die Straße, in die Felder oder einfach überall hinfallen lassen muss. Es ist doch wirklich nicht so schwer, es in eine Mülltonne zu tun. Besonders beim Wasser ist es mir aufgefallen. Bei einer normalen deutschen Dusche kommt im Durchschnitt 9-12 Liter pro Minute aus der Leitung. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, manchmal mit einem Eimer duschen zu müssen, wobei mir 10-15 Liter vollkommen reichen und manchmal sogar noch etwas übrigbleibt.

  • Es kommen auch immer wieder gute Zeiten

Ich hatte gerade am Anfang einige schlechte Tage, da es nicht direkt so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe, mir die Arbeit nicht so viel Spaß gemacht hat oder ich komplett anders war und mit der damit verbundenen Aufmerksamkeit noch nicht zurechtkam…
Es gab einige Tage, an denen ich mich fragte, was ich hier mache, wie ich das 1 Jahr schaffen soll. Am Anfang hat es mir nicht wirklich geholfen, wenn man mir dann gesagt hat, dass alles wieder besser wird oder dass auch wieder schöne Zeiten kommen. Seit einiger Zeit und rückblickend auf den Anfang, stimmt das aber vollkommen. Ein schlechter Tag hat auch nur 24 Stunden und dann kommt ein neuer Tag der super schön werden kann. Und auch die Momente, wenn ich mal nichts zu tun habe, kann ich mittlerweile wirklich genießen. Inzwischen stehe ich morgens auf und freue mich auf die Arbeit oder bleibe gerne mal eine Stunde länger und unterhalte mich mit den anderen. Es macht Spaß und ich bin echt gerne hier. Auch wenn es keine schönen Erinnerungen sind, bin ich dennoch auch froh, diese schweren Tage erlebt zu haben, denn irgendwie haben sie mir auch geholfen, die schönen Zeiten noch mehr wertzuschätzen und mittlerweile hilft es mir wirklich, zu wissen, dass immer wieder schöne Zeiten komme (auch wenn man manchmal einfach ein bisschen länger warten muss).

  • Gelegenheiten nutzen

Dusche, wasche und lade alles, wann immer es geht, man weiß nie, wann die nächste Gelegenheit kommt.
Das ist eine meiner selbst aufgestellten Regeln für Afrika/Tansania. Ich versuche mich wirklich daran zu halten und in manchen Situationen (wie vorhin, als der Strom wieder für ein paar Stunden weg war) muss ich dann manchmal enttäuscht feststellen, dass es einen Sinn hatte, dass ich diese Regel aufgestellt habe.

  • Notfallversorgung

Immer ein paar Durchfalltabletten, Desinfektionsmittel und Taschentücher dabeihaben. Ich denke, mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.


Natürlich habe ich noch ganz viel mehr gelernt, aber das sind so die Hauptpunkte.
Ich hoffe euch hat das erste Halbjahr auf meinem Blog gefallen und ich freue mich, in die 2. Hälfte zu starten und bin gespannt, was mich noch so alles erwartet.

Bis demnächst
Ganz liebe Grüße
Theresia

Mittwoch, 1. Februar 2017

Endlich Urlaub - Teil 2



Tut mir leid, dass es nun doch etwas länger gedauert hat mit dem 2. Teil. Ich war spontan ein verlängertes Wochenende bei Marie und dann hatten wir in der letzten Woche immer wieder Stromausfall…

Aber jetzt, weiter geht´s… Weihnachten, Silvester und unser Gruppenurlaub auf Sansibar.

Nachdem Marie und ich uns also leider nach der Nacht in Moshi trennen mussten, bin ich vom 21. Bis 26. Dezember nach Mwanga und dann weiter nach Usange gefahren. Usange ist ein/e Dorf/Stadt/Region in den Bergen nahe an der Grenze zu Kenia. Mein Gastvater kommt dorther und so wurde beschlossen, Weihnachten dieses Jahr in den Bergen bei seiner Mutter zu feiern. Es war wirklich wunderschön dort, man hatte eine wunderschöne Aussicht, konnte sogar Kenia sehen und es war angenehm kühl dort oben. Jedoch war es doch auch etwas komisch, da es nicht wirklich etwas zu tun gab. Ich bin dann meistens ein bisschen spazieren gegangen, aber das hat auch nur, wenn überhaupt 2/3 Stunden in Anspruch genommen. Den Rest des Tages wurde meistens gekocht, Fehrnseh geschaut, geschlafen oder einfach nichts getan. Es ist halt doch etwas anderes, zuhause oder woanders/zu Gast zu sein und nichts zu tun zu haben. Naja, es waren dennoch sehr schöne Tage und wir hatten auch viel Spaß zusammen.


Das hinter dem See ist Kenia.


Nun aber genauer zu Weihnachten:
Weihnachten wird hier am 25. gefeiert und so war am 24. (für mich wird das immer und überall der „Weihnachtstag“ bleiben) nichts los und ein ganz normaler Tag wie jeder anderer. Ich bin nachmittags dann den Berg hoch zur Kirche gelaufen, da dort der beste Empfang war, und habe nach Hause telefoniert. Trotz 30 sec. Zeitverzögerung und kleineren Aussetzern zwischendurch war es so schön und in dem Moment alles, was ich brauchte, meine Familie zu sehen. Obwohl es so unglaublich surreal war, in der Sonne, auf einem Berg, in Afrika zu sein und es mir einfach nicht wie Weihnachten vorkam, habe ich gerade an diesem Tag zuhause, die Weihnachtsmesse, Freunde und Familie besonders vermisst (dafür freue ich mich jetzt schon auf nächstes Weihnachten wieder mit allen zusammen).

So und jetzt der 25. Dezember, Weihnachten in Afrika… und ich kann nur sagen, dass auch das im Grunde ein Tag wie jeder andere war. Als ich aufgestanden und ins Wohnzimmer gegangen bin, haben wir uns gegenseitig „Merry Christmas“ gewünscht, dann wurde gefrühstückt und danach das Mittagessen vorbereitet – da hat man dann tatsächlich gemerkt, dass ein Feiertag ist, da es Pilau (gewürzter Reis) gab, den es sonst eigentlich nur auf Feiern gibt. Ansonsten ist an diesem Tag nichts wirklich Großes passiert. Natürlich gibt es auch in Afrika Weihnachtsgottesdienste, doch davon kann ich leider nicht berichten, da wir nicht in die Kirche gegangen sind (den Grund dafür habe ich nicht so ganz verstanden). Abends habe ich dann noch meine Gastschwester gefragt, ob es denn keine Geschenke gibt und sie meinte, dass dies nicht zur Tradition gehöre. An sich war es also wirklich unspektakulär, wobei das auch nur meine Erlebnisse sind und andere Weihnachten vielleicht ganz anders erlebt haben. 



Am 26. Dezember bin ich dann alleine wieder nach Tanga zurückgefahren, habe meine Wäsche gewaschen, meinen Rucksack umgepackt und mich am 28. Dezember auf den Weg nach Dar es Salaam gemacht, um dort die anderen zu treffen und gemeinsam sind wir dann am 30. Dezember mit der Fähre nach Sansibar gefahren. 

Schon lange hatten wir geplant über Sylvester alle zusammen nach Sansibar zu fahren und ich habe mich sehr gefreut, so einen tollen Urlaub mit allen zu erleben. 

Die ersten drei Tage waren wir in Stonetown und es fing schon super an, als wir in unserer „gebuchten“ Unterkunft ankamen und uns gesagt wurde, dass keine Buchung angekommen sei und wir dort nicht alle bleiben können. Obwohl gerade über Neujahr super viele Touristen auf Sansibar und in Stonetown waren, haben wir zum Glück noch eine super niedliche Unterkunft gefunden und waren abends dann direkt noch am Meer.  

Auf geht´s...


Straßenkünstler mit heiklen Akrobatik-Übungen.


Am 31. haben wir dann mittags noch eine Stadtführung gemacht, bevor wir uns alle für die Silvesterfeier fertigmachen musste, da diese ganz im Norden der Insel war und wir mit dem Auto ca. 1 Stunde dorthin brauchten. Die Feier war wirklich sehr schön und es war unglaublich, dass neue Jahr am Strand auf Sansibar zu starten. Auch war es irgendwie lustig 2 Stunden vor Deutschland schon 2017 zu haben und generell den ganzen Tag über Neujahrswünsche und Bilder von überall zu bekommen, da dieses Jahr doch einige meiner Freunde auf der Welt verteilt sind.

Bei der Stadtführung darf natürlich vor allem der bunte Gewürtzmarkt nicht fehlen...



... und das "House of Wonder" auch nicht!



Es gab sogar ein kleines Feuerwerk :).

Und so sah die Partylocation bei tageslicht aus... das passiert wenn einen der Taxifahrer nicht wie abgemacht abholt und man spontan am Strand schlafen muss.

Am 2. Januar sind wir dann auf die andere Seite der Insel gefahren, 20/30 min von Paje entfernt, um dort die schönen Strände genießen zu können und ein paar entspannte Tage zu haben. Wir waren insgesamt 5 Tage dort und es war wirklich wunderschön. Die tollen Strände, überall Palmen, schöne Sonnenuntergänge, leckeres Essen, viele nette Menschen, durchs Meer laufen… da hatte ich dann wirklich richtiges Sommerurlaubs-Feeling (oft genug haben wir versucht uns vor Augen zu halten, dass gerade Anfang Januar ist und was wir hier gerade erleben dürfen).

Der Ausflug zur "Turtle-Island".



Mit lustigem Bootstrip.





"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte"

Am Samstag den 7. Januar mussten wir uns alle dann wieder von der tollen Insel verabschieden und die Nachfähre zurück nach Dar es Salaam nehmen. Wir sind gegen 20 Uhr los und kamen um 6 Uhr morgens an. Auch wenn es eine anstrengende Nacht war (ich hatte wirklich leider keinen guten Schlafplatz…) hatten wir dann noch den ganzen Sonntag und sind abends dann sogar alle noch ins Kino gegangen. Für einen kurzen Moment hatte man Afrika verlassen und einen ganz normalen Abend mit Freunden im Kino.


Ein gelungener Abschluss.

Vor allem war der Ausflug mit allen ins Kino nochmal ein wunderschöner Abschluss dieser tollen Zeit. Es war ein unglaublicher Urlaub mit super vielen Erlebnissen, neuen Eindrücken und Erfahrungen und ich denke diese 1,5 Monate werde ich so schnell nicht vergessen.
Ganz liebe Grüße
Theresia